Sonne-Tanken fürs Immunsystem!
Im Zuge unseres Schwerpunktes zum Immunsystem wollen wir Euch heute einen weiteren Tipp zur Stärkung Eurer Abwehrzellen geben: Sonne-Tanken! Denn wir brauchen die wärmenden Sonnenstrahlen für eine ausgeglichene Hormonproduktion und sie zeichnen sich durch diverse gesundheitsfördernde Wirkungen aus.
In der Herbstzeit schwindet die Länge der lichten Tage rasant. In Österreich können wir die wohltuenden Sonnenstrahlen täglich vier Minuten weniger genießen. Mit der Zeitumstellung Ende Oktober sieht es dann für Menschen mit 9-to-5-Jobs noch schlechter aus, denn unter der Woche geht sich kaum mehr ein kurzes Sonnenbad aus. Dabei wäre das wirklich wichtig, denn ein Mangel an Sonnenlicht schlägt aufs Gemüt und die Gesundheit. Warum? Nun, wir brauchen Sonnenlicht für die Bildung von drei wichtigen Stoffen in unserem Körper: Vitamin D, Serotonin und Melatonin.
Warum Vitamin D?
Vitamin D sorgt unter anderem für den Knochenaufbau, versorgt die Muskulatur mit Kalzium und unterstützt das Immunsystem. Ferner hat unsere Vitamin-D-Synthese einen Einfluss auf unsere Psyche, wie eine Erhebung der Brigham Young University in den USA mit über 16.000 ProbandInnen über einen Zeitraum von sechs Jahren herausfand. Dabei erwies sich allein die Länge des lichten Tages als relevanter Parameter für die mentale Gesundheit.
Da wir nur rund 10 % unseres Vitamin-D-Bedarfs über die Ernährung aufnehmen, brauchen wir das Sonnenlicht – genauer gesagt die UVB-Strahlung – um in der Haut Vitamin D zu bilden. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit, bedecken wir uns aber meist mit mehreren Schichten warmer Kleidung. Zudem sind die Sonnenstunden, wie oben bereits erwähnt, rar und selbst mittags steht die Sonne zu tief, um eine effektive Produktion anzuregen, weshalb die Vitamin-D-Synthese in der kalten Jahreszeit beinahe versiegt.
Um ausreichend Vitamin D zu bilden, sollten wir – nach internationalen Empfehlungen – dreimal pro Woche zehn bis 15 Minuten in die Sonne gehen. Dabei reicht es bereits, wenn wir Gesicht, Hände und Unterarme der Sonne aussetzen. Ein kurzer Spaziergang in der Mittagspause ist also mehr als ausreichend, um die Eiszapfen unseres Gemüts wieder aufzutauen. Machbar, oder?
Das Wechselspiel aus Serotonin und Melatonin
Serotonin wird auch als Botenstoff des Glücks bezeichnet. Das liegt daran, dass es das allgemeine Wohlbefinden steigert, den Zuckerstoffwechsel reguliert und depressive Verstimmungen und Ängste vertreibt. Aber auch beim Sättigungsgefühl und der Verdauung spielt es eine wichtige Rolle. Gebildet wird Serotonin unter anderem durch Sonneneinstrahlung auf die Haut. Denn dann schüttet der Körper vermehrt sogenannte Endorphine, also Glückshormone aus. Haben wir zu wenig Serotonin – leiden wir also an einem Mangel – sind wir anfälliger für Depressionen, antriebs- und mutlos und im Allgemeinen übermäßig müde.
Serotonin ist außerdem ein wichtiger Schrittmacher bei der Einstellung auf den Tag-Nacht-Rhythmus. Dieser wird auch als zirkadianer Rhythmus des Körpers bezeichnet – die automatische Steuerung unseres Stoffwechsels in Abhängigkeit von der Tageszeit. Unser zirkadianer Rhythmus orientiert sich maßgeblich am Stand der Sonne, um die optimale Produktion und den Einsatz von Botenstoffen, die unseren Körper gesund halten, zu steuern. Serotonin sagt unserem Körper im Endeffekt, wann er wach sein soll. Sein Gegenpol in diesem Spiel ist das Schlafhormon Melatonin, das unseren Schlaf steuert.
Wie wichtig Melatonin für unsere Gesundheit und unsere Zellen ist, haben ForscherInnen unter der Leitung von Parveen Bhatti untersucht. Sie eruierten die Gründe, warum SchichtarbeiterInnen häufiger an bösartigen Tumoren erkranken als andere. Dabei fanden sie heraus, dass die lichtabhängige Melatoninproduktion die Erbsubstanz in unseren Zellen beeinflusst. Die Studie zeigte, dass NachtschichtarbeiterInnen deutlich geringere Mengen eines Stoffwechselproduktes über ihren Urin ausscheiden, wenn sie tagsüber schlafen. Dieses Stoffwechselprodukt ist aber das Abfallprodukt der Zellregeneration – sprich ihre Körperzellen regenerieren sich nicht ausreichend im Schlaf, weil bei Tag zu wenig Melatonin produziert wird.
Außerdem spielen Serotonin und Melatonin auch eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Infektionen, Entzündungen und Krebs sowie der Unterdrückung UV-strahlungsinduzierter Hautschäden. Das heißt die beiden Stoffe helfen uns dabei, unliebsame Eindringlinge zu bekämpfen und Krankheitserreger zu vernichten.
Sonne und unsere Immunzellen
Wie genau das funktioniert, haben WissenschaftlerInnen des Georgetown University Medical Centers herausgefunden. Sie untersuchten T-Zellen – zuständig für die Immunabwehr – und bestrahlten sie teilweise vorher mit Sonnenlicht. Dabei fanden die ForscherInnen heraus, dass das blaue Licht der Sonnenstrahlen (Wellenlänge zwischen 460 und 480 Nanometer) T-Zellen dazu bringt, sich schneller zu bewegen. Bewegen sich die Immunzellen schneller, können sie auch schneller auf Krankheitserreger reagieren. Fazit: Sonnenlicht kann Immunzellen direkt aktivieren!
Natürlich ist es mit dem Sonnenlicht wie mit fast allem: in Maßen genießen, statt in Massen! Umgekehrt zeigten nämlich ForscherInnen der Medizinischen Universität Graz den Einfluss von UV-Strahlung auf das Zusammenspiel des Mikrobioms der Haut – die Gesamtheit der Mikroorganismen, welche die Haut besiedeln – und des Immunsystems. Sie konnten beweisen, dass UV-Strahlung das Immunsystem der Haut unterdrückt und demnach immunsuppressiv wirkt, wie Peter Wolf von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Universität Graz bestätigte. Durch UV-Strahlung entsteht eine gewisse Abwehrschwäche, die beispielsweise bei der Entstehung von Hautkrebs eine wichtige Rolle spielen, und langfristig drohen akute oder chronische Gesundheitsschäden.
Aber keine Panik!
Die ForscherInnen stellten ebenfalls fest, dass sich das Mikrobiom der Haut vor der immunsuppressiven Wirkung der UVB-Strahlung schützt. „Im Labormodell konnten wir eindeutig feststellen, dass sich die Immunantwort auf UVB-Strahlung eines Modells mit intaktem Mikrobiom eindeutig von jener eines Modells ohne Mikrobiom unterscheidet“, fasst Peter Wolf zusammen.
Ist das Mikrobiom intakt, fördert es unter UV-Strahlung Entzündungsprozesse – sprich die Bekämpfung von Krankheitserregern. Hat die Haut aber kein intaktes Mikrobiom, so verstärkt sich ein immunsuppressives Milieu. Ergebnis: Das Immunsystem arbeitet nicht mehr in vollem Umfang. „Dieser Zustand wird hauptsächlich durch die erhöhte Expression von einem Botenstoff des Immunsystems hervorgerufen“, beschreibt Peter Wolf.
Spannend ist dies vor allem für Hautpflegeprodukte, Desinfektionsmittel und Ähnliches. Das heißt nämlich im Umkehrschluss, dass wir mit den richtigen Produkten unser Mikrobiom und damit unsere Immunantwort auf UV-Strahlung beeinflussen können. Aufregend, oder? Mal sehen, was uns hier noch erwartet in den nächsten Jahren und Jahrzehnten.
Unser Fazit: Sonne auf jeden Fall! Aber wie immer in der richtigen Dosierung! Gerade in den dunklen Monaten sollten wir die wenigen Sonnenstunden gut nutzen und unsere Sonnenbatterien bei einem kurzen Spaziergang aufladen. Damit haben unser Immunsystem und unsere Immunzellen die Unterstützung, die sie brauchen.