Waldbaden: Therapie für Körper und Geist
Seit 1982 wird in Japan eine Form der Naturtherapie praktiziert, die sich „Shinrinyoku“ nennt, oder zu Deutsch: Waldbaden. Darunter versteht man aber nicht das Schwimmen in Waldgewässern, sondern viel mehr das metaphorische Eintauchen in die Waldatmosphäre. Diese Form der Therapie ist in den letzten Jahren aus gutem Grund zu uns übergeschwappt. Denn Waldbaden hat viele Vorteile für unsere mentale und physische Gesundheit und kann sogar unseren Alterungsprozess verlangsamen!
Wie funktioniert Waldbaden?
Wann wart Ihr das letzte Mal im Wald? Und zwar nicht im Zuge eines Spazierganges oder einer Wanderung, sondern eines bewussten Aufenthalts, bei dem Ihr das volle gesundheitsfördernde Potential der Waldluft ausschöpft. Denn beim Waldbaden geht es nicht um die sportliche Betätigung oder das Auspowern, sondern vielmehr um den meditativen Zugang dazu. Denn wer viel Zeit im Wald verbringt, der hilft auch seiner Gesundheit!
Um den besten Effekt des Waldbadens zu erzielen, haben wir heute für Euch eine kleine Anleitung zusammengestellt:
1. Nehmt Euch ausreichend Zeit
Klingt offensichtlich, ist aber gar nicht Mal so einfach – wenn Ihr Waldbaden geht, nehmt Euch genug Zeit um Euren Aufenthalt auch genießen und richtig abschalten zu können! Es fällt sehr viel schwerer sich voll zu entspannen, wenn man im Hinterkopf schon wieder an den nächsten Termin denkt oder versucht zwanghaft durch den Wald zu hetzen.
2. Die richtige Atmung
Da Waldbaden einen sehr meditativen Zugang hat, ist es besonders wichtig langsam und tief zu atmen, um die maximale Entspannung und Vorteile der Waldluft zu genießen und zur Ruhe zu kommen – Abschalten ist angesagt!
3. Achtsamkeit
Achtsam sein ist leichter gesagt als getan! Waldbaden ist nicht umsonst als „bewusster“ Aufenthalt im Wald definiert. Denn dabei geht es darum, den Wald mit allen Sinnen so konzentriert wie möglich aufzunehmen. Versucht also alle Geräusche, Gerüche und Eindrücke auf Euch einwirken zu lassen!
4. Keine Ablenkungen
Der Aufenthalt sollte da sein, um den Kopf abzuschalten! Verzichtet daher auf Ablenkungen wie Handy, Musik, große Gruppen oder andere Beschäftigungen. Selbst ein Buch kann die Effekte bereits mindern!
All diese Tipps sind dafür da, Euch das Baden im Wald zu vereinfachen und Euch beim Entspannen und Abschalten zu helfen – mehr Tipps, um Eurem Kopf eine Auszeit zu gönnen findet Ihr auch hier.
Und was passiert dabei in unserem Körper?
Sofern man all das umsetzt und das Waldbaden voll ausschöpft, kann man dadurch viele wissenschaftlich nachgewiesene positive Effekte erzielen.
Mentale Auswirkungen von Waldbaden
Der bewusste, ausgiebige Aufenthalt im Wald hat nicht nur einen beruhigenden Einfluss, sondern entschleunigt auch unseren Alltag. Waldbaden hat nachweislich positive Effekte auf unser Stressempfinden, Depressionen, Wut und kann sogar helfen, einem Burn-Out vorzubeugen oder die Symptome zu verringern.
Auswirkungen auf unser Immunsystem
Waldluft hat aus mehreren Gründen eine positive Wirkung auf unseren Körper: Einer davon ist die sehr viel klarere Luft – denn im Wald ist die Luft um 99% weniger mit Staubteilchen belastet als in der Stadt. Das macht sie zu einer Wohltat für unsere Atemwege und Lungen!
Abgesehen davon was NICHT in der Waldluft ist, geht es aber vor allem darum was sehr viel mehr in der Luft enthalten ist und das sind Terpene.
Terpene sind Botenstoffe die Pflanzen absondern, um miteinander zu kommunizieren. Das Ziel ist, so Schädlinge, Pilze und Bakterien abzuwehren. Diese werden von uns bei einem Waldspaziergang aufgenommen und das hat einen positiven Effekt! Prof. Dr. Quing Li von der Nippon Medical School in Tokio, sozusagen der Begründer der Waldtherapie, hat den Einfluss dieser organischen Verbindungen auf unseren Körper untersucht und dabei eine bedeutende Entdeckung gemacht: Unser Immunsystem reagiert auf die Terpene indem es die Produktion von Killer T- Zellen massiv anregt!
Killerzellen spielen in unserem Immunsystem eine wichtige Rolle, denn sie sind dafür zuständig kranke Körperzellen zu erkennen und zu zerstören. In seinen Experimenten fand er heraus, dass Personen, die zwei Tage hintereinander mehrere Stunden im Wald verbracht haben, ihre Killerzellen um mehr als 50% erhöhen konnten. Dieser Effekt hält zwar nur zwischen 8 und 30 Tagen an, wenn man danach aufhört, doch es hat sich gezeigt, dass Waldbaden eine große Unterstützung für unsere Immunzellen sein kann!
Auswirkungen auf unseren restlichen Körper
Studien der Universität Wien haben außerdem herausgefunden, dass Waldaufenthalte den Blutdruck senken, die Herzfrequenz verlangsamen, einen Entspannenden Effekt auf unsere Muskeln haben und sogar unseren Alterungsprozess verlangsamen können!
Unser Fazit
Waldbaden hat auf unsere Psyche und auf unsere Körper positive Effekte, die wir unbedingt mehr auskosten sollten! Es reduziert Stress, trägt zur Entspannung bei, beeinflusst den Alterungsprozess der Zellen, indem es unsere Telomere schützt und hilft nachweislich bei der Stärkung des Immunsystems! Auch wenn Waldaufenthalte keine umfangreiche medizinische Behandlung ersetzen können, so können wir auf jeden Fall unseren Körper damit in vielerlei Hinsicht unterstützen!