3 Tipps, mit denen auch Deine Zellen gut durch die Weihnachtsfeiertage kommen
Eigentlich sollten die Feiertage ja eine erholsame und besinnliche Zeit sein. Fakt ist aber, dass sie uns leider meist alt aussehen lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn zu dieser Zeit tun wir einiges, was unsere Zellen altern lässt. Worauf Ihr achten solltet, um dem entgegenzuwirken? Wir haben 3 Anti-Aging Tipps für Eure Zellen.
Zunächst einmal zu den Grundlagen: In den letzten Jahren haben WissenschaftlerInnen die molekularen und zellulären Prozesse des Alterns eingehend erforscht und Kennzeichen des Alterns identifiziert. Diese inneren Prozesse tragen langfristig zu äußeren Schäden bei, die mit dem Alter auftreten und daher in unserer Gesellschaft mit dem Alterungsprozess in Verbindung gebracht werden. Dazu zählen: die Deregulierung des Zellzyklus, die Verkürzung der Telomere und epigenetische Veränderungen. Da all diese Prozesse durch externe Faktoren wie Umwelt, Toxine, Radikale, Lebensstil und Ernährung beeinflusst werden, können wir ihnen aber entgegenwirken. Und zwar indem wir schlichtweg diese Stoffe und Situationen reduzieren. Was also tun?
Tipp 1: Den Zellzyklus aufrechterhalten durch Vermeidung von oxidativem und nitrosativem Stress
Funktioniert unser Zellzyklus, also die Autophagie oder Erneuerung unserer Zellen, nicht korrekt, altern unsere Zellen frühzeitig und wir mit ihnen. Gründe für diese frühzeitige Alterung sind unter anderem oxidativer und nitrosativer Stress.
Zu oxidativem Stress kommt es, wenn die Balance zwischen Antioxidantien und freien Sauerstoffradikalen (OR) gestört ist. Genauer gesagt, wenn sich zu viele freie Sauerstoffradikale in unserem Körper befinden, denn dann greifen sie statt entarteter Zellen und Krankheitserreger die Makromoleküle und insbesondere die DNA unserer gesunden Zellen an. Pro Stunde kommt es so zu etwa 800 DNA-Schädigungen in unserem Körper. Das ergibt in Summe rund 19.000 Vorfälle jeden Tag. Die Folge? Mögliche Zellmutationen, frühzeitiges Zellaltern und erhöhtes Zellsterben.
Nitrostress – oder auch nitrosativer Stress – wird durch Stickstoffmonoxid-Radikale (NO) ausgelöst. ForscherInnen rund um Professor Martin Pall haben das sogenannte NO/ONOO-Stress-Syndrom (Aussprache: „No, oh no“) entdeckt. Nitrostress tritt dabei in 4 Stufen auf: Auf der ersten Stufe wirken kurzfristige Stressoren, wie Infektionen, Kopfverletzungen, Stress, Autoimmunerkrankungen oder gewisse Substanzen auslösend. Auf der zweiten Stufe beginnt ein Teufelskreis aus erhöhter Stickoxid-Produktion und daraus folgenden Zellgiften. Anschließend entstehen auf Stufe drei diverse Symptome durch erhöhte Werte von Peroxynitrit (hochtoxisch!) oder Entzündungsbotenstoffen, oxidativem Stress und eine erhöhte Rezeptoraktivierung im Gehirn. Auf Stufe vier spielen sich dann wesentliche Mechanismen lokal begrenzt im Gehirn, den Gelenken oder dem Darm ab.
Spannend daran ist, dass dieser sich selbst aufrechterhaltende NO/ONOO-Zyklus nach Pall fast alle mit bisher unheilbaren Krankheiten zusammenhängenden Symptome erklären kann. So können beispielsweise Lern- und Gedächtnisstörungen durch überhöhte Werte von Stickoxid im Gehirn erklärt werden. Schlafstörungen werden in dieser Theorie durch erhöhte Werte inflammatorischer Zytokine und vermehrtes Stickoxid hervorgerufen, sowie durch eine Störung der Neurotransmittersynthese durch das Peroxinitrit.
Was also tun?
Um unsere Zellen vor oxidativem und nitrosativem Stress zu schützen, sollten wir in dieser Zeit besonders auf unser Immunsystem und unsere Immunzellen achten, Stress reduzieren, auf Alkohol und Zigaretten verzichten und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Dazu zählen vor allem Antioxidantien wie Zink oder EGCG aus grünem Tee, Knoblauch oder Omega-3-Fettsäuren. Nach ausgedehnten Weihnachtsessen kann zudem ein kleiner Fasttag die Autophagie unserer Zellen wieder anregen und unseren Zellzyklus auf Kurs bringen.
Tipp 2: Telomere, und damit das Erbgut, vor Verkürzung schützen
Was sind Telomere? Telomere sind gewissermaßen Schutzkappen aus unserem Erbgut, die an den Enden unserer Chromosome sitzen und dafür sorgen, dass unsere Erbgutfäden nicht ausfransen und vor Schäden bewahrt werden. Sie werden mit jeder Zellteilung verkürzt und können deshalb als Marker für das biologische Alter verwendet werden. Und damit sind wir auch schon beim Kern des Problems. Denn: Verkürzen sich die Telomere zu stark, bieten sie der genetischen Information nicht länger ausreichend Schutz vor Angriffen – die Zelle geht in Ruhestand. Diesen Erschöpfungszustand nennen ForscherInnen „Seneszenz“.
Aber wir können etwas dagegen tun. Das hat die Molekularbiologin Elizabeth H. Blackburn von der San-Francisco-Universität in Kalifornien herausgefunden und 2009 sogar den Medizin-Nobelpreis für ihre Arbeit erhalten. Was sie Bahnbrechendes herausgefunden hat? Gemeinsam mit ihrem Team entdeckte sie ein Enzym namens Telomerase, das dafür sorgt, dass die Telomere unserer Zellen immer wieder aufgefüllt werden – quasi ein Kleister für die Schutzkappen. Der kommt vor allem in Zellen vor, die sich häufig teilen. Beispielsweise in Haut- und Schleimhautzellen oder auch Keim- und Stammzellen.
Elizabeth Blackburn stellte aber auch Untersuchungen an, wie wir unsere Telomere schützen können. In einer Studie zeigte sie, dass sich die Zellalterung durch einen gesunden Lebensstil nicht nur stoppen, sondern sogar umkehren lässt! Die männlichen Probanden stellten dafür ihre Ernährung um, bewegten sich 30 Minuten am Tag und beschäftigten sich mit Stressabbau. Das Ergebnis: Nach nur drei Monaten war die Aktivität der Telomerase um 30 bis 80 % erhöht! Bei einer Untersuchung nach fünf Jahren waren die Telomere der Teilnehmer, die den gesunden Lebensstil beibehalten hatten, sogar länger als zu Beginn der Studie – ihre Chromosomen waren dadurch zum Zeitpunkt der Untersuchung besser vor Alterung geschützt als fünf Jahre zuvor.
Was müssen wir also tun, um unsere Telomerase anzukurbeln?
Ausreichend Bewegung und Schlaf, mentaler Ausgleich und gesunde Ernährung. Kommt einem bekannt vor, oder? ForscherInnen konnten diesen Faktoren eine direkte, positive Wirkung auf die Telomere nachweisen, wohingegen Rauchen, UV-Strahlung und bestimmte Chemikalien unsere Telomere frühzeitig verkürzen. Wie wäre es also mit einem kleinen Weihnachtsspaziergang oder einem Mittagsschläfchen, um Euer Erbgut zu schützen?
Tipp 3: Epigenetische Veränderungen durch Modulation reduzieren
Unsere Zellen sind schon beeindruckende kleine Werke der Natur. Nicht nur sind sie zur Mutation oder Rekombination fähig, sie können sich auch flexibel auf bestimmte Bedingungen anpassen, ohne dabei das Erbgut zu verändern. Mit diesen Mechanismen oder Einflussfaktoren der Zelländerung befasst sich die sogenannte Epigenetik. Sie verändert die Expression von Genen, nicht aber den genetischen Code selbst. Damit ist sie quasi die Software, die auf unsere Gensequenzen – die Hardware – gespielt wird.
Epigenetische Veränderungen sind generell nichts Schlechtes. Sie kommen natürlich in unseren Zellen vor. Epigenetische Markierungen, wie z.B. Methylgruppen, befinden sich auf der DNA und schalten Gene an oder ab. Ist ein Gen eingeschaltet und aktiv, führt es eine bestimmte Funktion aus. Es erfolgt eine Expression. Um das Bild der Computerwelt noch einmal zu bedienen: Die epigenetischen Markierungen verbinden quasi den Laptop mit dem Drucker, damit der Ausdruck rauskommt.
Basierend auf Methylierungsmustern der Blutzellen kann die Forschung das biologische Alter, oder Zell-Alter, einer Person ermitteln. Mit dem Alter verändern sich diese ausgesandten Signale jedoch und beeinflussen ihrerseits die epigenetischen Markierungen. Insbesondere der Methylierungsstatus von Genen, die an der DNA-Reparatur beteiligt sind, nimmt mit dem Alter zu. Das Ergebnis: Sie werden ausgeschaltet bzw. nicht mehr richtig eingeschaltet. Die DNA-Reparatur funktioniert dadurch nicht mehr und es kommt zu Schäden. Anders gesagt: Wenn der Drucker nicht mehr richtig funktioniert, kommt es zum Papierstau.
Aber keine Panik!
Auch diese DNA-Schäden sind in gewissem Maße normal und können von der Natur korrigiert werden. Zum Problem werden sie aber, wenn die epigenetischen Veränderungsprozesse durch äußere Faktoren beschleunigt werden. Zu den bekanntesten epigenetischen Einflussfaktoren gehören schädliche Chemikalien und durch Stress ausgeschüttete Hormone. Aber auch das Alter, die Umwelt, der Lebensstil und Krankheiten können die Prozesse beschleunigen.
Welche Modulation können wir also nutzen, um dem entgegenzuwirken? Auch hier ist ein gesunder Lebensstil das A und O für unsere Zellen. Die Art und die Menge der Nahrung, die wir zu uns nehmen, Bewegung und Schlaf sowie Belastungen und Stress sind Faktoren, die epigenetische Veränderungen und damit auch die Genexpression beeinflussen können und zu vorzeitiger Alterung beitragen.
Unser Fazit:
Auch wenn die Wissenschaft noch etwas Zeit braucht, um uns Lösungen für den Schutz vor frühzeitigem Zellverfall, beschädigten Telomeren und epigenetischen Veränderungen zu präsentieren, können wir schon heute unseren Teil zur Vorsorge beitragen, um unsere Zellen zu schützen und nicht vor ihrer Zeit von innen zu altern.