Die Blue Zones der Erde – Teil 2
Anfang des Monats haben wir euch die Blue Zones vorgestellt – Orte, die sich durch besondere Langlebigkeit ihrer BewohnerInnen auszeichnen. Nach Ikaria und Okinawa widmen wir uns heute zwei weiteren Blue Zones von Dan Buettner: Ogliastra auf Sardinien und Loma Linda in Kalifornien.
Zur Erinnerung: Dan Buettner bereiste in Kooperation mit National Geographic und internationalen WissenschaftlerInnen die Welt auf der Suche nach „longevity hotspots“. 2005 präsentierte es seine Ergebnisse im Artikel „Die Geheimnisse der Langlebigkeit“, der fünf Gegenden benannte, in denen die Menschen am ältesten werden und am längsten gesund bleiben. Ikaria in Griechenland und Okinawa in Japan haben wir bereits vorgestellt. Jetzt widmen wir uns den nächsten geografischen Jungbrunnen.
Ogliastra & die isolierten ItalienerInnen
Ogliastra ist der Teil im Osten Sardiniens, der dem italienischen Festland zugewandt ist. Ihren Namen verdankt die Gegend der wilden Olive, in Lokalsprache „Oleaster”. Das Land selbst steht bis heute für die unberührte und wilde Natur und zählt zu den schönsten und abwechslungsreichsten Regionen. Im Norden, Westen und Süden von Bergen umgeben, öffnet sich die zentrale Tiefebene im Osten zum Tyrrhenischen Meer mit seinen herrlichen Sandstränden. Das Hinterland lockt mit grandiosen Schluchten. Die Gola su Gorroppu zählt beispielsweise zu den tiefsten Schluchten Europas.
Auch historisch und kulturell hat der Inselteil viel zu bieten: Die Nuraghen, kreisrunde Gebäudestrukturen, sind bis heute Zeitzeugen einer alten Kultur, die bis heute über zahlreiche Legenden an jüngere Generationen weitergegeben wird. Ihr Ursprung liegt in der bizarren Natur, den beeindruckenden Felslandschaften und den Heldentaten der Heiligen, derer bis heute mit Dankfesten gedacht wird.
Erst 2005 wurde Ogliastra zur eigenen Provinz ernannt und brach dabei gleich zwei Rekorde unter den italienischen Provinzen: Es ist der am wenigsten bewohnte und gleichzeitig langlebigste Landesteil, mit der höchsten Anzahl an Hundertjährigen in ganz Italien. Vor allem die Männer scheinen hier ihren Jungbrunnen gefunden zu haben. In der Region Ogliastra leben die ältesten Männer weltweit.
Was machen sie also anders als wir?
Die BewohnerInnen leben in der Region kulturell abgeschieden und haben sich so ihren traditionellen, gesunden Lebensstil erhalten. Die SardinierInnen leben bis heute von der Jagd, dem Fischfang und der Ernte ihrer eigenen Felder. Sie zeichnen sich durch ein enges Naheverhältnis mit Familie und Freunden aus und bleiben ihr Leben lang in der Familie. Außerdem haben sie besonderen Respekt vor den Älteren der Gesellschaft. In ihrer Kultur steigt das Ansehen mit dem Alter. Zusammen zu lachen und ein oder zwei Gläser Rotwein zu trinken, gehört ebenso zu ihrem Alltag, wie Bewegung und harte Arbeit. Viele der Männer arbeiten bis ins hohe Alter als Hirten und legen so täglich rund 8 Kilometer zurück, was ein Grund für ihre Langlebigkeit sein könnte.
Die InselbewohnerInnen schreiben ihre gute Gesundheit vor allem ihrer gesunden Ernährung zu. Auf dem Speiseplan stehen hauptsächlich pflanzliche Lebensmittel wie Kartoffeln, Bohnen, Vollkorngetreide und Gemüse. Aber auch Milchprodukte von den Weidetieren, die viele Omega-3-Fettsäuren enthalten, sind Teil der täglichen Mahlzeiten. Außerdem verwenden die EinwohnerInnen Mastixöl – ein Öl das aus dem Harz der Mastixsträucher gewonnen wird, einer wilden Pistazienart.
Loma Linda & die gläubigen AmerikanerInnen
Loma Linda ist eine Kleinstadt im San Bernardino County im Süden des US-Bundestaates Kalifornien. Kalifornien ist flächenmäßig einer der größten Bundesstaaten und mit Abstand der bevölkerungsreichste der Vereinigten Staaten von Amerika. Er liegt im Westen und grenzt an den Pazifischen Ozean, drei andere amerikanische Bundesstaaten sowie den mexikanischen Bundesstaat Baja California auf der gleichnamigen Halbinsel. Der offizielle Beiname „Golden State“ der Region leitet sich vom kalifornischen Goldrausch im 19. Jahrhundert ab.
Die Stadt Loma Linda zählt in etwa 20.000 EinwohnerInnen und verteilt sich auf ein Gebiet von 19 km2. Vom äußeren Anschein her ist sie wie jede andere US-amerikanische Kleinstadt. Allerdings gehört das Örtchen zu einer der größten Gemeinden der Siebenten-Tags-AdventistInnen (STA) mit fast 9.000 Mitgliedern. Die Glaubensgemeinschaft der STA ist eine protestantische Freikirche, die weltweit verbreitet ist und in ihrer Lehre anderen protestantischen und insbesondere baptistischen Kirchen ähnelt.
Diese christliche Religionsgemeinschaft ist schon länger Gegenstand der Forschung. Die „Adventist Health Studies“ wollten ergründen, ob es einen Zusammenhang zwischen den Ernährungsgewohnheiten der AdventistInnen und ihrer hohen Lebenserwartung gibt. Dies untersuchten sie über 40 Jahre hinweg.
Das Ergebnis der Studien beeindruckt:
- Je weniger tierische Produkte man isst, desto seltener treten Übergewicht und andere typischen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Herzerkrankungen und Krebserkrankungen auf.
- Je mehr pflanzliche Lebensmittel man isst, desto ausgeprägter ist der schützende Effekt.
- Der Konsum von sehr geringen Mengen tierischer Produkte – weniger als einmal pro Monat – hat keinen negativen Effekt auf die Gesundheit.
Wie Buettner in seiner Reportage erklärte, leben die EinwohnerInnen vier bis zehn Jahre mehr als der/die durchschnittliche KalifornierIn. Diese Langlebigkeit führen WissenschaftlerInnen bis heute auf die pflanzliche und natürliche Ernährung der AdventistInnen zurück. Die Gläubigen betrachten ihren Körper als Tempel und verzichten aus religiösen Gründen auf Alkohol, Nikotin, Kaffee und Schweinefleisch. Die meisten AdventistInnen ernähren sich vollwertig, häufig vegetarisch oder sogar vegan.
Loma Lindas AdventistInnen sagen, dass ihr Glaube sie gesund halte. Auch das ist nicht auszuschließen. Einige WissenschaftlerInnen haben nachgewiesen, dass Menschen mit starkem Glauben, die regelmäßig in die Kirche gehen, im Schnitt etwas älter werden und länger gesund bleiben als der Durchschnitt.
Nun, wir wollen hier niemanden zum Glauben verführen, aber zumindest bei der Ernährung können wir definitiv noch etwas von den SardinierInnen und AdventistInnen lernen. Den eigenen Körper als Tempel zu achten, ist ein Ansatz, den wir für gut befinden. Hier geht’s zum dritten Teil unserer Reihe, in der wir euch die Blue Zones der Erde vorstellen und was wir von den dortigen BewohnerInnen lernen können: https://www.spermidinelife.com/die-blue-zones-der-erde-teil-3/.