Näher hingeschaut: unsere Führungsetage – Teil 2

Näher hingeschaut: unsere Führungsetage – Teil 2

Corporate, TLL LongevityLabs

Was macht ein Techniker bei einem Nahrungsergänzungsmittelhersteller? Er ist einer der beiden Geschäftsführer und bringt sein Wissen in allen Unternehmensbereichen ein. Zumindest trifft das auf Dr. Gerald Sitte zu. Womit man konfrontiert wird, wenn man ein Startup zum Erfolg führt, erzählt er uns im Interview.

Wer sind Sie und was ist Ihre Rolle bei Longevity Labs+?

Ich bin gemeinsam mit Herbert Pock Geschäftsführer. Ich kümmere mich unter anderem um die operativen Themen, die mit unserem Standort in Graz verbunden sind. Ursprünglich komme ich aus der Automobilbranche, war jahrelang für die Firma Magna tätig und habe europaweit und in Russland das Geschäft aufgebaut. Davor habe ich mein Doktorat am Institut für Betriebswirtschaftslehre auf der Technischen Universität Graz gemacht und dort auch vier Jahre unterrichtet.

Und das wollten Sie nicht weiterverfolgen?

Eine wissenschaftliche Karriere ist sicher interessant. Ich glaube aber, eine wissenschaftliche Karriere auf der Universität ist nicht jedermanns Sache. Und ich habe für mich herausgefunden, dass das nichts für mich ist und ich lieber in die Wirtschaft gehen möchte. Ganz habe ich das Lehren aber nicht aufgegeben. Ich unterrichte nebenbei noch auf der Fachhochschule Campus 02 in Graz. Dort betreue ich primär Masterarbeiten im Lehrgang für Rechnungswesen und Controlling, und früher auch Marketing. Es macht Spaß, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten.

Wie kamen Sie zu Longevity Labs+?

Nun, mit dem zweiten Geschäftsführer (Herbert Pock, Anm.) bin ich schon in die Schule gegangen und habe auch mit ihm studiert. Das Beratungsunternehmen, in dem er Partner ist, hatte ursprünglich Anteile an Longevity Labs+. Sie haben das Startup betriebswirtschaftlich und steuerlich unterstützt. Ich habe dann bei einigen dieser Aktivitäten projektbezogen ausgeholfen und bin so dazu gestoßen. Am Anfang habe ich primär mit meiner Erfahrung zur Industrialisierung, beim Marktaufbau und der Expansion beraten. Bis dann schließlich die Entscheidung getroffen wurde, das Unternehmen umzustrukturieren, groß zu machen und alles auf eine Karte zu setzen. Daraufhin habe ich mit Herbert die Geschäftsführung übernommen.

Die Umstrukturierung war offensichtlich wichtig. Welche anderen Meilensteine gab es?

Abgesehen von der Firmengründung und dem Einstieg unseres Investors Dr. Androsch, der uns sehr viel erst ermöglicht hat, war das die Produktzulassung: Das gesamte Prozedere der „Novel Food“-Zulassung durchzumachen und die europäischen Behörden zu überzeugen, dass spermidineLIFE® nicht nur einzigartig, sondern vor allem auch sicher ist. Der zweite, wesentliche Punkt war das Herstellungsverfahren auf einen größeren Maßstab überzuleiten – statt ein paar Gramm das Extrakt im Labor, dann in einem groß-industriellen Maßstab zu produzieren. Der dritte Meilenstein war die Produktion in Graz aufzubauen und die Wertschöpfungskette so aufzustellen, dass spermidineLIFE® unter höchsten Hygienestandards auf den Markt gebracht werden konnte. Und parallel dazu haben wir noch einen relativ langen Markttest durchgeführt.

Welche Erkenntnisse konntet ihr beim Markttest gewinnen?

Beim Markttest haben wir über 3 Monate hinweg knapp 1000 Leute befragt. Unter anderem darüber, wie zufrieden sie mit dem Produkt sind, was sie über die Produktaufmachung denken und wie sie mit dem Produktnamen zurechtkommen – der war damals noch relativ polarisierend. Aber auch über die Darreichungsform. Da ist zum Beispiel herausgekommen, dass zwei Kapseln am Tag okay sind. Letztendlich wurde vieles unserer heutigen Aufstellung vom Markttest bestätigt oder beeinflusst, zum Beispiel dass wir ausschließlich mit natürlichem Spermidin arbeiten. Aber das Beste, das herausgekommen ist, war eine breite Bestätigung, dass die ProbandInnen mit spermidineLIFE® zufrieden waren und es ihnen damit einfach gut ging.

Ist das etwas, was Sie motiviert bei Longevity Labs+ zu arbeiten?

Ja, die positiven Rückmeldungen der KundInnen – nicht nur vom Markttest, sondern auch jetzt noch – motivieren mich. Die kommen nicht nur von einzelnen Personen, sondern von vielen. Was mich persönlich sehr freut, ist auch das Feedback von ApothekerInnen und ÄrztInnen, die das ja ein bisschen anders beurteilen. Wenn einen ein Arzt einlädt und die Frau eines Kunden da ist und äußerst dankbar erzählt, wie gut es ihr und ihrem Mann jetzt geht, dann motiviert einen das, arbeiten zu gehen.

Ist die direkte Interaktion mit ApothekerInnen und ÄrztInnen wichtig für Longevity Labs+?

Natürlich. Wir bringen Produkte auf den Markt, die auf der einen Seite wissenschaftlich getestet und auf der anderen Seite von EndkundInnen und ÄrztInnen gewollt sind. Und wir wollen Wünsche und Anregungen berücksichtigen und unsere Produkte in diese Richtung weiterentwickeln. Auch wenn wir global stark mit Vertriebspartnern expandieren, bedienen wir den österreichischen Markt selbst, um eben diese Kundennähe zu haben. Das war auch im ersten Jahr spannend, weil in unserem anfangs sehr kleinen Team das Feedback direkt bei uns in der Geschäftsführung angekommen ist. Wenn jemand angerufen hat, bin zu 50 Prozent ich selbst ans Telefon gegangen und habe mit den ApothekerInnen und EndkundInnen gesprochen. Da habe ich sehr viel gelernt – nicht nur über die gesamte Branche, sondern vor allem auch über die Fremdwahrnehmung unseres Produkts und unseres Unternehmens.

Was genau zählt heute zu Ihren Kernaufgaben?

Durch meine 100-prozentige Anwesenheit im Unternehmen bin ich vor allem für alle operativen Tagesthemen der Ansprechpartner. Langfristige Strategien werden in der Geschäftsführung gemeinsam festgelegt. Aber wenn es um operative Herausforderungen im täglichen Arbeitsablauf wie in der Produktion, der Forschung, der Entwicklung oder der Studienbetreuung geht, bin ich die erste Anlaufstelle. Alles im Admin-Office-Bereich sowie Rechtsthemen sind stärker bei mir angesiedelt, während sich Herbert verstärkt um Marketing- und Vertriebsangelegenheiten und die globale Expansion kümmert.

Studien? Können Sie dazu noch etwas erzählen?

Das ist wahrscheinlich einer der größten Unterschiede zu den meisten anderen Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller, zumindest in Österreich. Es gibt nur sehr wenige, die eigene Studien machen. Wir haben hier einen anderen Zugang, weil wir die ersten waren, die mit einem Spermidin-Produkt auf den Markt gekommen sind, und dabei auf die 10-jährige Forschung auf der Uni zurückgreifen konnten. Für uns ist wesentlich, die Leute in diese Richtung auszubilden, aber auch Geld in Studien zu stecken und wirklich wissenschaftlich belegte Produkte auf den Markt zu bringen.

Welche Studien sind das?

Die erste große Studie, an der wir beteiligt waren, war in Berlin an der Charité, wo es um Gedächtnisverlust von älteren Personen ging. Wir werden in Zukunft – allzu viel darf man da noch nicht sagen – aber auch im geriatrischen Bereich Studien machen. Im Laufe des nächsten Jahres werden wir vier bis fünf Studien starten: Wirkungsstudien und Anwendungsstudien am Menschen, um zu sehen, wie und in welcher Dosierung das Produkt welchen Personen am meisten hilft.

Einen Neujahrsvorsatz von Longevity Labs+ haben wir damit aufgedeckt. Welche anderen Ziele sind für 2021 geplant?

Wir bringen 2021 neue Produkte auf den Markt und setzen den ersten Schritt in Richtung einer neuen Produktlinie. Wir kooperieren eng mit ForscherInnen und unserem wissenschaftlichen Beirat, um neue Produkte zu entwickeln. Global gesehen ist die Expansion für uns wichtig. Wir unterschreiben demnächst einen Vertrag mit einem Vertriebspartner in Italien. Ziel ist es auch, noch in anderen europäischen Ländern Verträge mit Vertriebspartnern zu finalisieren. Aber auch die Expansion außerhalb Europas ist wesentlich für uns. In den USA sind wir bereits mit einem eigenen Unternehmen tätig. Im südostasiatischen und russischen Raum haben wir schon einen Vertriebspartnervertrag. Aber mit der Corona-Situation war es natürlich schwierig, weil beispielsweise die Zulassungsprozesse für Nahrungsergänzungsmittel komplett gestoppt waren. Da hoffen wir, dass wir bald durchstarten können.

Wie managt Longevity Labs+ das Spannungsfeld zwischen Geschäftswelt und rechtlichen Vorgaben für Nahrungsergänzungsmittel?

Das ist sehr, sehr schwierig. Vor allem, weil die Vorgaben in jedem Land, abgesehen von der EU, unterschiedlich gehandhabt werden – und selbst in der EU nicht alles einheitlich ist. (lacht) Was zum Beispiel in Europa erlaubt ist, ist in den USA oft nicht erlaubt – und umgekehrt. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass es zu Spermidin unzählige Forschungsergebnisse gibt – präklinische und mittlerweile auch klinische Studien – die zeigen, was Spermidin kann. Aber als Hersteller dürfen wir das nicht kommunizieren. Die rechtlichen Restriktionen sind überwiegend sehr streng und das macht die Kommunikation und die Information der KonsumentInnen sehr schwierig. Und was uns in diesem Zusammenhang auch vermehrt zu schaffen macht ist die steigende Anzahl an unseriösen Mitbewerbern, die teilweise mit dubiosen Produkten mit unseriös hohen Spermidin-Angaben nur auf schnelles Geld aus sind und damit die gesamte Produktkategorie in Verruf bringen.

Welchen internationalen Forschungsthemen folgen Sie privat?

Das ist eine spannende Frage. Was mir da spontan einfällt, ist weniger ein Forschungsthema an sich, sondern mehr, wie manche Leute mit Forschung und neuen Herausforderungen umgehen. Zum Beispiel Elon Musk, wie er alltägliche Problemstellungen aufgreift und derartige Themenstellungen angeht – zum Beispiel Hyperloop oder Space X- das ist schon sehr beeindruckend und lehrreich. Es gibt den klassischen Weg, eine Aufgabenstellung zu lösen: erst analysieren, Konzepte entwickeln und bewerten und dann irgendwann umsetzen, wie es große Konzerne häufig machen. Oder den „anderen Weg“: einfach ausprobieren, auch wenn man weiß, dass man bei den ersten Versuchen scheitern wird. Das finde ich spannend: „Andere Wege“ um Problemstellungen zu identifizieren und Lösungen zu finden.

Spricht da der Techniker aus Ihnen: Lösungen suchen und finden?

Ja, natürlich. 10 Jahre Studium an der Technischen Uni prägen. Vor allem auch darin, wie man Herausforderungen angeht. Aber ich bin ja eher ein „Salon-Techniker“, der vom technischen Detailwissen auch schon weit entfernt ist. Dass aber etwas auszuprobieren und daraus zu lernen sehr erfolgreich sein kann, sieht man an vielen Beispielen in der Wirtschaft. Als Unternehmen kann man da viel herausholen, wenn man diesen Weg verfolgt und sich laufend verbessert. Das ist ein Anspruch, den ich an mich und an unsere MitarbeiterInnen stelle. Solange wir noch klein waren, waren wir super-kreativ und innovativ. Jeder hat alles gemacht und wurde täglich an allen Ecken und Enden gefordert. Inzwischen haben wir jedoch eine Unternehmensgröße, bei der Prozesse und Strukturen notwendig werden. Dadurch leiden natürlich hin und wieder die Kreativität und die Lösungskompetenz. Wir versuchen aber unseren MitarbeiterInnen immer folgendes mitzugeben: Seid kreativ. Denkt anders. Macht Fehler, steht dazu und lernt daraus. Nur so kann man Dynamik und Kreativität erhalten.

Das Kernthema von Longevity Labs+ ist, die Gesundheit lange zu erhalten. Welchen Ratschlägen folgen Sie, um sich jung zu halten?

Nun, als Erstes das eigene Produkt nehmen. (lacht) Das mach ich natürlich. Übrigens ist es das einzige Nahrungsergänzungsmittel, das ich bisher jemals eingenommen habe, aber das dafür konsequent seit drei Jahren. Darüber hinaus versuche ich mich halbwegs gesund zu ernähren, soweit das im Geschäftsleben möglich ist. Was ich auf jeden Fall mache, ist als Gegenpol zur Arbeit relativ viel Sport und Bewegung an der frischen Luft zu betreiben. Alles in gewissem Maße, um in Summe nicht zu übertreiben. Also mach ich im Grunde nichts anderes, als ein halbwegs ausgewogenes Leben zu führen. Und vor allem ist es mir wichtig, im Privaten einen gewissen Gegenpol zum Berufsleben zu haben.

Was dieser Gegenpol ist, verrät Gerald im folgenden Video:

https://youtu.be/21kTvgbD3LA 

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